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BRUTBLATT  KALANCHOE

Über das Loslassen und das

Stimme-finden, über das Wachsen und Erwachsen, über das Namenlose unserer Schatten, die Fortpflanze und die Zimmerkinder.

20.Mai 2020 - 24.Mai 2020

Botanischer Garten Wien

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In Wien aufgewachsen, bin ich wie viele andere Großstadtkinder in der Betonwüste heimisch. Meine Mutter, die ihre Kindheit in Kärnten verbrachte, hat sich große Mühe gegeben mir dennoch ein lebendiges, organisches Umfeld zu schaffen. Unsere Altbauwohnung im dritten Bezirk ist bis heute eine grüne Oase und Zuhause vieler Topfpflanzen, auch der Brutblätter. Der botanische Garten- nur wenige Gassen von der Wohnung entfernt, in der ich aufgewachsen bin- beherbergte nicht nur eine Vielfalt unterschiedlichster Pflanzen, sondern versteckte hinter einem großen grünen Tor am hinteren Ende des Gartens auch einen Kindergarten. Ich durfte dort über zwei Jahre meiner frühen Kindheit verbringen und erinnere mich noch heute an meinen ersten Tag und auch an viele darauf folgende.
Die Zeit damals war voller Magie, Lust und ungehemmter Spiele.  Das riesige grüne Tor, eingebettet in der bis zum Himmel reichenden Mauer des Kindergartens, eröffnete mir und meinen FreundInnen einen lebendigen Raum bunter Farben und Klänge. Der Garten hinter dem märchenhaften Tor war uns eine Zauberwelt, ein verstecktes grenzenlosen Reich, unser geheimes Paradies, das wir zu besonderen Anlässen besuchen durften.
Viel Zeit ist seither vergangen und das große Tor wurde durch die Jahre zu einer kleinen grünen Holztüre. Auch die Mauer scheint plötzlich überschaubar und der Garten nicht mehr endlos weit. Der Zauber ist trotz des Perspektivenwechsels geblieben, die Erinnerungen und auch meine Familie weiter gewachsen.

Mir erschien es stimmig das Thema Kindheit aufzugreifen und ein Werk für eine Pflanze zu komponieren, die seit meiner Kindheit (und immer noch) meine Begeisterung weckt - die Kalanchoe oder Brutblatt.
Die Blätter der Kalanchoe produzieren entlang ihrer Ränder sogenannte „Kindeln“- hunderte kleine mehrblättrige Pflänzchen. Klone, ausgestattet mit Wurzeln und nach der Trennung von der Mutterpflanze selbstständig lebensfähig.

Als ich vor genau 2 Jahren zum ersten Mal und rund 15 Monate später gleich zum zweiten Mal Tante wurde, waren Kinder auch für mich plötzlich Thema. Die Geburt des ersten Kindes durfte ich begleiten und auch dokumentieren.
In meiner Klang-Arbeit ist unter anderem das gemeinsame „Weg-atmen“ der Wehen meiner Schwester - von ihr, ihrem Partner und mir -  zu hören. Außerdem experimentelle Klänge von Flüssigkeiten und Luft, die durch diverse Kanäle fiktiver Pflanzenfasern strömt. Einen wichtigen Teil der Soundinstallation spielen darüber hinaus die ersten Sprechversuche meiner zweijährigen Nichte und das Schreien und Lachen ihrer jüngeren Schwester ( neun Monate). 

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